Es sind ganz besondere Momente, wenn es schon beim ersten Ton «Klick» macht und man sofort eine Präsenz musikalischer Gestaltung spürt, bei der man weiß, hier wird es nix mit Larifari. Was nicht heißt, dass man sich beim Hören auch ganz entspannt nach hinten lehnen kann und die Augen jene Himmelslichter imagieren lässt, die mit dem Titel dieses Albums angedeutet sind. «Aurora Borealis», das klingt wie von selbst und dürfte auch die Stücke, die das Duo hier vorlegt auf ganz eigensinnige Art und Weise mitbeschreiben.
Die Kompositionen flimmern im Wippelmodus wie bei «Persist», einem – wie ich finde – Schlummerstück mit gleichwohl kraftvoller Kontrassbass-Substanz von Stefan Berger, die einen wohligmassiv hält. Oder: Dann kommt an Nummer drei «Where to go» mit dem schluppigen Ostinato-Bass auf dem Jonas Stuppin gitarristisch geritten kommt wie in der Filmmusiken zu Gary Larssons „Tales from the Far Side“, für die einst Bill Frisell eigene Töne fand. Oder: Da wird mit Motiven gepingpongt wie in «Sing Sang Sun» – wo die Musik sich so eigenartig verflüchtigt, das Stück in ein Niemandsland abgleitet und in Flageoletts des Basses schließlich entschwindet, ehe das nächste Stück ziemlich mit einem Ungefähr startet in einer Art von Depräsenz, bei dem der Klang aus Hallraum sich schützend und stützend für die musikalischen Impulse erweist.
Dem kann man sich hörend anschließen und Flirrendes oder Liegengebliebenes mitnehmen. Bitte gerne alles. Bitte von jeder Seite anhören. Die Zugänge sind offen. Von den drei frei improvisierten «Skits» lässt man sich einfach mal zwacken. Krrr, krrr, krrr.
Jonas Stuppin & Stefan Berger – Aurora Borealis [2024]
- Jonas Stuppin – g, loops
- Stefan Berger – b
JazzHaus Musik: JHM 314 (VÖ: 14.10.2024)