Gut, dass sich Dvořák davon nicht beeindrucken ließ und trotz mancher Zitate und Allusionen seinem ganz eigenen Stil folgte – und der klingt sogar aus der Ferne erstaunlich nach Heimat. Nationale Adjektive allein reichen eben nicht aus, aber sie können die Imagination wecken. Das spürt man auch in der Suite, die genauso gut «tschechische» heißen könnte – aber halt! Die gibt es ja schon als op. 39. Dvořák hat jedenfalls «drüben» eine wunderschöne kleinformatige Partitur geschaffen, die sich tatsächlich als «Vorspiel» zur großen Sinfonie bestens eignet. Abgesehen von der Kombination verstehen es Nathalie Stutzmann und das Atlanta Symphony Orchestra mit beiden Werken zu glänzen. Schon früher (noch bei Telarc und unter der Leitung von Robert Shaw) war das Orchester eine gute Adresse für satte und süffige Einspielungen. Daran schließt Nathalie Stutzmann als musikalische Leiterin des Klangkörpers an. Allerdings sollte man sich von der polierten Oberfläche (so schön sie auch ist) nicht blenden lassen. Es gibt eben doch Stellen, die anders ausgehört werden sollten (auch bei einem Live-Mitschnitt). Und so fehlt es der Sinfonie in den entscheidenden Momenten bei allem Feuer am mitreißenden Zug, vor allem aber an Atmosphäre. Nicht jedoch an Musikalität.
Antonín Dvořák. Suite A-Dur op. 98 «Amerikanische Suite», Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 «Aus der Neuen Welt»
Atlanta Symphony Orchestra, Nathalie Stutzmann
Erato 502173226379 (2023)
https://open.spotify.com/intl-de/album/2wQF5ZqTDRWCKmQA1KfcFK