8. September 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Carl Philipp Emanuel Bach / AKAMUS

Carl Philipp Emanuel Bach / AKAMUS
Carl Philipp Emanuel Bach / AKAMUS
Es liest sich immer wunderbar, wenn mit einem letzten Album eine Gesamtaufnahme vollendet wird. Die entsprechende Bemerkung dazu findet sich auf dem Backcover dieses Albums. Man muss aber schon im CD-Regal lange suchen oder sich gründlich erinnern, dass solch ein Projekt überhaupt geplant war. Tatsächlich datiert die erste Folge (ohne diesen Hinweis) noch aus dem späten 20. Jahrhundert – und sie ist schon lange nicht mehr lieferbar wie auch eine weitere. Zwei der Sinfonien Wq. 183 finden sich auf anderen (lieferbaren) Produktionen: einmal im Kontext von Friedrich II. und einmal in Beziehung zum frühen Beethoven. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis die vorhandenen Einspielungen aller Sinfonien in einer wohlfeilen Box erscheinen – und damit dann auch wieder greifbar werden.

Neben einem Stück Interpretationsgeschichte werden dann vor allem Produktionen verfügbar, die die Kompositionen in geradezu idealer Weise realisieren. Bedenkt man die Bedeutung von CPE Bach für Haydn und Beethoven (und sicherlich noch andere Komponisten des ausgehenden 18. Jahrhunderts), legen diese Interpretationen die Grundlage für weitere Überlegungen. Neben den (frühen) Berliner Werken drangen vor allem die Sinfonien Wq. 182 und 183 (insgesamt 10 Partituren) wie auch in e-Moll Wq. 177 nach Ausdruck und Charakter in unerhörtes Neuland vor. Das wird auf diesem Album geradezu greifbar deutlich: griffig, doch nicht bloß robust, dynamisch kontrastreich und doch ohne erzwungene Kanten. Die Akademie für Alte Musik Berlin zeigt sich (wieder einmal) von ihrer allerbesten Seite – man könnte gar meinen, die ingeniös frische Musik CPE Bachs würde ihr besonders liegen. Wenn dem aber so ist: dann bitte zukünftig mehr – auch von den bislang vielfach «unerhörten» Hamburger Vokalwerken.

Carl Philipp Emanuel Bach. Sinfonie C-Dur Wq. 174; Sinfonie D-Dur Wq. 176; Sinfonie e-Moll Wq. 177; Sinfonie G-Dur Wq.182/1; Sinfonie C-Dur Wq.182/3; Sinfonie A-Dur Wq.182/4; Sinfonie h-Moll Wq.182/5
Akademie für Alte Musik Berlin, Mayumi Hirasaki, Georg Kallweit

harmonia mundi HMM 902317 (2023)

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Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

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Teil 4 von 5 in Michael Kubes HörBar #124 – Sinfonisches