21. November 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

The Oboe in Berlin / Xenia Löffler

The Oboe in Berlin / Xenia Löffler
The Oboe in Berlin / Xenia Löffler
Berlin geht immer – auch musikalisch. In diesem Fall sind es vor allem Sonaten, die im Umkreis von Friedrich II. entstanden, der schon als Kronprinz in Ruppin und Rheinsberg eine sehr feine Schar von Musikern um sich versammelte und später in Potsdam und Berlin gar eine 40-köpfige Hofkapelle unterhielt. Im Mittelpunkt des Albums steht die Oboe – genauer: die sogenannte Barockoboe, die im Gegensatz zu der späteren Bauform mit weniger Klappen auskommt und einen kräftigen, charakteristischen und besonders ausdrucksstarken Ton aufweist.

Eingespielt wurden Werke von Komponisten und Musikern, die im skizzierten Umkreis tätig waren (Carl Philipp Emanuel Bach, Christoph Schaffrath, Carl Ludwig Matthes und Johann Gottlieb Janitsch) oder, wie im Fall von Wilhelm Friedemann Bach, in der Stadt präsent. Entstanden ist so ein eindrucksvolles Kurzportrait, zumal die Oboe damals weniger Berücksichtigung fand als die Traversflöte; eine Komposition von CPE Bach (im Original für Bassblockflöte und Viola) erklingt in einer Bearbeitung für Oboe da caccia und Violoncello piccolo. Es ist nicht die erste Einspielung von Xenia Löffler, sowohl kammermusikalisch wie als Solistin. Die somit geweckten Erwartungen an eine fundierte Tongebung, mehr aber noch an eine natürliche Artikulation und gesangliche Gestaltung werden auch hier mehr als nur erfüllt. Ein Album, das sich in die Reihe ihrer bei Accent erschienenen Produktionen bestens einreiht und einen wirklichen Gewinn darstellt.

Die Oboe in Berlin
Carl Philipp Emanuel Bach. Sonate g-Moll für Oboe und Basso continuo Wq. 135; Christoph Schaffrath. Quartett Es-Dur für 2 Oboen, Violine und Basso continuo CSWV D:6; Wilhelm Friedemann Bach. Siciliano a-Moll für Oboe, Fagott und Basso continuo; Carl Ludwig Matthes. Sonate Es-Dur für Oboe und Basso continuo; Johann Gottlieb Janitsch. Sonata da Camera b-Moll für Oboe, Violine und Basso continuo; Carl Philipp Emanuel Bach. Sonate F-Dur für Oboe da caccia, Violoncello piccolo und Basso continuo (nach Wq. 163)
Xenia Löffler (Oboe), Daniel Deuter (Violine), Michael Bosch (Oboe), Katharina Litschig (Violoncello), Györgyi Farkas (Fagott), Felix Görg (Violone), Michaela Hasselt (Cembalo)

Accent ACC 24377 (2020)

HörBarThe Berlin Album / Ensemble Diderot >>

Autor

  • Michael Kube

    Dr. Michael Kube, geb. 1968 in Kiel, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte sowie Europäische Ethnologie/Volkskunde. Promotion mit einer Arbeit über Hindemiths frühe Streichquartette (1996), Habilitation mit Studien zu einer Kulturgeschichte des Klaviertrios (2016). Seit 1998 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Neuen Schubert-Ausgabe (Tübingen), seit 2002 zudem Mitglied der Editionleitung. Er ist seit 2007 Kuratoriumsmitglied (und seit 2013 Vorsitzender) der Stiftung Kulturfonds der VG Musikedition.

    View all posts
hoerbar_nmz

Der HörBar-Newsletter.

Tragen Sie sich ein, um immer über die neueste Rezension informiert zu werden.

DSGVO-Abfrage*

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

Teil 1 von 5 in Michael Kubes HörBar #122 – Berlin