Am Ende seines Lebens wurde dem als Domkapellmeister in Wien wirkenden Leopold Hofmann (1738–1793) kein geringerer (aus heutiger Perspektive!) als Wolfgang Amadeus Mozart unbesoldet, aber mit der Aussicht auf Nachfolge zur Seite gestellt. Mozart starb unerwartet früher, und so übernahm Johann Georg Albrechtsberger die Vertretung wie auch später das Amt. Kompositorisch ist in Einspielungen nur wenig von Hofmann greifbar; sein 1775 erschienenes und nun eingespieltes «Opus 1» ist jedenfalls noch ganz dem galanten Stil zuzuordnen, manche Wendung und Phrase erinnert eher an Boccherini als an Haydn. Auf jeden Fall aber zeigt sich insbesondere für die tiefen Streicher eine interessante und willkommene Erweiterung des Repertoires: Von den sechs Sonaten (auf dem Album werden diese als «Divertimenti» bezeichnet) sind drei für Viola, Violoncello und Violone, drei weitere für Violine, Violoncello und Violone bestimmt.
Umso erstaunlicher ist, was Matteo Cicchitti und sein Ensemble Musica Elegentia aus den recht unterhaltsamen und kurzweiligen Werken machen, und wie sich überhaupt die Produktion präsentiert. Denn der auf dem Cover präsentierte Matteo Cicchitti spielt hier eben doch nur den Bass, und dies meist in einer Art, deren Mischung aus «al fresco» und «funk» mich befremdet. Dem schließt sich das Ensemble an – wobei dieses nur aus zwei die Oberstimmen in ähnlicher Weise ausführenden Musiker:innen besteht. Statt kantabel auszuschwingen, wird der Notentext vielmehr zu einem Vehikel der Selbstinszenierung. Auch wenn ich kein Zeitgenosse bin oder war: So wird man das im 18. Jahrhundert weder gespielt noch ästhetisch goutiert haben. Akustisch wird das Trio zudem sehr direkt in links-mittig–rechts eingefangen. Der zudem vielfach perkussiv gespielte Violone kann die tiefen Frequenzen kaum entfalten. Selten hat mich in letzter Zeit ein Album so ratlos zurückgelassen.
Leopold Hofmann. Divertimenti op. 1
Musica Elegentia, Matteo Cicchitti
Challenge CC 72931 (2022)