Ob Pink wohl die Lieblingsfarbe von Francesco Geminiani war? Das Artwork dieser CD lässt jedenfalls diese Vermutung aufkommen. Und wer vertrautermaßen Angaben zu den eingespielten Kompositionen auf dem Backcover sucht, wird diese zwar finden – allerdings mit manieristischen Schnörkeln eines selbstgefälligen Fonts versehen. Die Auswahl der eingespielten Werke jedenfalls soll als quinta essentia, als Quintessenz, verstanden werden. Dabei handelt es sich um eine freie Auswahl von insgesamt acht Kompositionen aus Opus 2, 3, 4, 5 und 7 in frühen originalen oder auch späteren überarbeiteten Fassungen. Dieses leider bis heute ein wenig hinter Corelli und Händel zurücktretende Londoner Repertoire aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist freilich eines, bei dem das genaue Hinhören lohnt.
Für eine versierte Interpretation ist das renommierte Concerto Köln sicherlich eine gute Adresse. Allerdings hinterlässt die Einspielung keinen allzu markanten Eindruck. Liegt das am kompakten, leicht distanzierten Klang? An der im Tutti (gefühlt) vor den Violinen stehenden Continuo-Gruppe? Oder an einer Sichtweise, die eher mit dem Tonsatz spielt als ihn adäquat zu repräsentieren? So hat mich das Affettuoso aus op. 7/6 (Track 30) mit seiner allzu freien Herangehensweise mehr irritiert als eingenommen. In Sachen Geminiani ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.
Francesco Geminiani. Concerti grossi
Concerto Köln
Berlin Classics 0301285 BC (2019)
- Arne: The Judgement of Paris – The Brook Street Band / Andrews
- Jommelli: Requiem & Miserere – il gardellino / van Heyghen
- Couperin: Concerts Royaux – Les talens lyriques / Rousset
- Geminiani: Quinta essentia – Concerto Köln
- Johann Bernhard Bach: Orchestral Suites – Thüringer Bach Collegium
- Kindermann: Opitianischer Orpheus – Siedlacek / Kobow / United Continuo Ensemble