29. März 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Mahler 7 – Alexandre Bloch

Gustav Mahler. Sinfonie Nr. 7
Gustav Mahler. Sinfonie Nr. 7

Nicht erst mit dieser Einspielung empfiehlt sich das Orchestre National de Lille als vorzüglich disponierter Klangkörper, der hoffentlich nun auch bald auf CD einen festen Platz findet. Denn der Blick in den Katalog offenbart für die beiden letzten Jahrzehnte eine verblüffende Streuung von Aufnahmen auf recht unterschiedlichen Labels, die wiederum mit einer wunderbaren Repertoirebreite einhergeht: So finden sich (in alphabetischer Auswahl) Produktionen bei Æon, Alpha, Deutsche Grammophon, BIS, Bru Zane, Erato, Evidence, harmonia mundi, Naxos und Warner mit Werken u.a. von Berlioz, Bizet, Brahms, Chausson, Debussy, Dukas, Dutilleux, Escaich, Jaëll, Mahler, Milhaud, Offenbach, Ravel, Saint-Saëns, Trojahn und Walton – hinzu kommen einige begleitende Aufgaben.

Auf mich wirkt diese Vielfalt allerdings keineswegs beliebig, sondern zeigt eher ein weitläufiges Spektrum mit deutlich erkennbaren Präferenzen für die französische wie deutsche Tradition, wobei diese nicht als Antipoden auftreten, sondern sich hörbar gegenseitig ergänzen. Bei der vorliegenden Aufnahme von Mahlers Siebter handelt es sich fraglos um eine willkommene Bereicherung der Diskographie. Hier kommt das in der Partitur ohnehin mehr als anderswo vorhandene Licht nicht bloß zum Strahlen, sondern entfaltet eine differenzierte Farbenpracht ohne impressionistisch zu wirken. In dieser Hinsicht zeigen die beiden Nachtmusiken das Vokabular des Orchesters am deutlichsten – als eine Klangsprache, die unter der klug gestaltenden Leitung von Chefdirigent Alexandre Bloch bei der Gratwanderung zwischen klar formulierter, partiturtreuer Artikulation und glühender Emotionalität nicht ins Rutschen kommt, sondern mit sicherem Tritt fortschreitet.

Zudem klingt diese Einspielung schlichtweg fulminant in der Verbindung aus unmittelbarer instrumentaler Nähe, einer angenehm spürbaren Raumakustik und einem satten, jedoch nicht überwältigenden Sound. Auf diese Weise treten nicht nur zahlreiche Details hervor, sondern es erscheint auch manch brillante Passage zurückgenommen. Diese Mahler-Deutung weiß eine eigene Geschichte zu erzählen – eine Geschichte, die zwar nicht endgültig das Rätsel um die programmlose Siebte löst, den faszinierenden fremdartig-exotischen Ton des Werkes indes in allen Facetten begreifbar macht. Beglückend.


Gustav Mahler. Sinfonie Nr. 7
Orchestre National de Lille, Alexandre Bloch

Alpha ALP 592 (2019)

 

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