19. April 2024 nmz – HörBar – unabhängig / unbestechlich / phonokritisch

Bruckner 8 – Christian Thielemann

Bruckner 8 – Christian Thielemann
Bruckner 8 – Christian Thielemann

Kaum ist der eine Bruckner-Zyklus abgeschlossen, folgt auch schon der nächste. Christian Thielemann jedenfalls versteht es glänzend, zumindest im Plattenregal keine allzu große Generalpause entstehen zu lassen. So erschien im September 2019 mit der Sinfonie Nr. 2 die letzte Folge einer gefeierten Gesamteinspielung mit der Staatskapelle Dresden beim Label CMajor parallel auf DVD und Blu-ray – aufgenommen in der Semperoper, in Baden-Baden, dem Münchner Gasteig und schließlich (auch auf dem Cover optisch werbewirksam) in der Elbphilharmonie. Nur wenige Wochen später waren die Mikrophone schon wieder für Bruckner im Großen Saal des Wiener Musikvereins aufgebaut, diesmal mit den Wiener Philharmonikern und der Achten für die Sony und als Start einer weiteren Gesamteinspielung.

Es ist schon eine Weile her, dass so viel «Bruckner» war, allerdings auch in recht verschiedenen Sichtweisen. Um es kurz zu machen: Zwar versprechen die edel inszenierte Ziffer auf dem Cover wie auch die genannten Interpreten vollendete Musikkultur, doch vermag mich diese Interpretation weder in den leisen Linien anzurühren noch im Tutti zu packen. Zwei Gründe dafür lassen sich ausmachen: Da wäre zum einen die Akustik des legendären Goldenen Saals, die hier (anders als bei anderen Produktionen) räumlich ehrlich eingefangen wird und dann eben auch ein wenig gedämpft und unverkennbar basslastig daherkommt. Die Achte verträgt das nicht gut, zumal Thielemann bestrebt ist, die Orchestergruppen eher verschmelzen zu lassen als sie blockartig gegeneinander zu setzen. Zum anderen erscheint hier vieles seltsam weich gezeichnet, das Fortissimo ebenso wie die ohnehin zurückgenommenen Seitenthemen; rhythmische Impulse (Scherzo) verschwimmen, der motivisch initiale Auftakt im Thema des Kopfsatzes wirkt kraftlos-behäbig. Man kann Thielemann zugute halten, dass er seinen Ansatz konsequent durchzieht. Ein so bedeutend unkonturiert gestalteter, fast «schöner», formal in sich zerfließender Bruckner lässt mich allerdings ratlos zurück.


Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-Moll
Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann

Sony 19439786582 (2019)

 

 

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